Die Kreuzotter – Reptil des Jahres 2024
Die Kreuzotter in Österreich
Die Kreuzotter ist eine der zwei in Österreich vorkommenden Giftschlangenarten. Sie ist in sieben von neun Bundesländern verbreitet. Während sie in Kärnten, Salzburg und Tirol Verbreitungsschwerpunkte aufweist, ist sie in Nieder- und Oberösterreich, der Steiermark und in Vorarlberg nur regional anzutreffen. In Ostösterreich (Wien und Burgenland) fehlt sie. Kreuzottersichtungen in diesen zwei Bundesländern sind meist auf Verwechslungen mit der ungiftigen Schlingnatter (Coronella austriaca) zurückzuführen.
In Österreich beschränkt sich die Verbreitung der Kreuzotter auf den Alpenraum und das nördliche Granithochland der Böhmischen Masse. Im Alpenraum reicht ihre Höhenverbreitung bis zur Obergrenze der Krummholzzone, oft über 2000 m Seehöhe. Der höchste bekannte Fundort befindet sich in Osttirol auf 2.420 m. Südlich des Alpenhauptkammes liegen die tiefst gelegenen Vorkommen auf einer Seehöhe von etwa 600 m, im nördlichen Alpenvorland auf etwa 420 m. Die von den Alpen abgegrenzten Vorkommen im nördlichen Granithochland, im oberösterreichischen Mühlviertel und im niederösterreichischen Waldviertel, finden sich auf 550 bis 1.200 m Seehöhe. Insbesondere in den Zentralalpen bestehen regionale Nachweislücken, die größtenteils auf Kartierungsdefizite zurückzuführen sind. Verbreitungsgrenzen finden sich entlang des Nördlichen Alpenvorlandes zu den südöstlichen Hügelländern und den östlichen Ebenen.
Lebensräume in den Alpen bilden Zwergstrauchheiden, die im Idealfall mit Fels- und Blockhalden durchsetzt sind, lichte Wälder, Kahlschläge, Lawinenkorridore und Almweiden mit Lesesteinhaufen und Trockenmauern. In alpinen Tallagen und im nördlichen Granithochland besiedelt die Viper Moore, Feuchtwiesen, strukturreiche Weideflächen und Ränder extensiver Mähwiesen.
Die Kreuzotter ist streng geschützt und wird in den Roten Listen gefährdeter Tiere Österreichs in der Kategorie "gefährdet" (VU) geführt. Die Bestände in alpinen Lagen und somit einem Großteil des Artareals können nach wie vor als stabil angesehen werden. Lebensraumverluste durch menschliche Eingriffe, etwa durch den Bau von Pisten oder intensivierte landwirtschaftliche Nutzung (z. B. Düngung, mehrfache Mahd) sowie die Stilllegung von Almbewirtschaftungen tragen aber auch hier zum Verlust von geeigneten Lebensräumen bei. Vor allem in der vom Menschen durch Wald- und Viehwirtschaft intensiv genutzten submontanen Stufe wurde der Artbestand regional auf kleinräumig isolierte Restbestände reduziert, z. B. am südöstlichen Arealrand des alpinen Vorkommens der Kreuzotter. Untersuchungen in der Steiermark zeigten, dass ehemalige Standorte wie kleinräumige Moore durch Verwaldung, sowie Standorte am Rande von landwirtschaftlich genutzten Flächen (Viehweiden) durch Strukturbereinigung, Entsteinung sowie einer intensivierten Bewirtschaftungsform verschwanden. Auch das Fehlen der Art im Klagenfurter Becken scheint das Ergebnis eines flächenhaften Rückgangs durch Lebensraumzerstörung zu sein. Zu den Tieflandvorkommen des nördlichen Alpenvorlandes und der Böhmischen Masse (Ober- und Niederösterreich) bestehen erhebliche Wissensdefizite. Hier ist von einem erhöhten Gefährdungsgrad, einer Isolation einzelner Standorte sowie einem zunehmenden Arealverlust der Kreuzotter auszugehen. Dazu liegt für den Norden des Bundeslands Salzburg eine Untersuchung vor, welche die extreme Isolation von Restpopulationen der Kreuzotter durch intensiv landwirtschaftlich geprägte und strukturlose Flächen im nördlichen Alpenvorland belegt. Sowohl in inneralpinen Tallandschaften als auch im Alpenvorland und der Böhmischen Masse sind Moorlandschaften und großflächige Feuchtgebiete durch Trockenlegung, intensive landwirtschaftliche Nutzung, Aufforstung oder auch Verbauung bedroht. Dies führt in den Moorgebieten zu einer Verwaldung bzw. einer Überhandnahme von Latschengebüsch und Gehölzen. Auch die Zunahme von Wildschweinen kann zu erheblichen Bestandseinbußen führen. Die Bestände der Kreuzotter im nördlichen Alpenvorland sowie der Böhmischen Masse sind als gefährdet zu bezeichnen, während Vorkommen innerhalb des Hauptalpenzuges nur regional Bestands- und Arealverluste, im Besonderen in inneralpinen Tallagen und den Arealrändern, erlitten.
Nach derzeitigem Kenntnisstand kommen zwei Unterarten der Kreuzotter in Österreich vor. Bei den Beständen im Alpenraum handelt es sich um Vipera berus marasso, während in der Böhmischen Masse am Nordrand Österreichs Vipera berus berus verbreitet ist. Im nördlichen Alpenvorland des Bundeslands Salzburg dominiert Vipera b. berus. Eine Hybridisierungszone der beiden Unterarten am Nordrand der Alpen ist anzunehmen, hierzu ist die Datengrundlage bisher unzureichend. Hinsichtlich eines Gefährdungsgrades der beiden Unterarten wird zukünftig zu differenzieren sein.
Fots:: Titelbild Kreuzotter, Schwärzling, (c) Benny Trapp/DGHT, Männchen & Weibchen (c) Alxel Kwet/DGHT, Kommentkampf zweier Männchen. (c) A. Meyer
Karte: Verbreitung der Kreuzotter in Österreich (Funde ab 1970). Quelle: Herpetofaunistische Datenbank, Naturhistorisches Museum Wien, 2023
ÖFFH - Gewinner-Projekt der Ausschreibung 2023
Auch 2023 konnten Wissenschafter wieder um Gelder aus dem Österreichischen Forschungsfonds für Herpetologie ansuchen. Aus den gestellten Anträgen wurden von der Gutachterkommission folgendes Projekt gewählt. Wir gratulieren den Fondsbegünstigten.
Machen Veränderungen in ihrem zu Hause Männchen grantiger? Einfluss von Habitatveränderung auf das soziale Verhalten von kritisch gefährdeten Pfeilgiftfröschen
Bibiana Rojas1 & MiIeidy Betancourth-Cundar2
v.l.n.r.: Doris Preininger, Bibiana Rojas, Steve Smith und Andreas Maletzky - Foto: ÖGH
Zusammenfassung
Unsere Welt erlebt derzeit beispiellose, vom Menschen verursachte globale Veränderungen, die dramatische Auswirkungen auf die Tierwelt haben. Oft sind die ersten Reaktionen von Tieren auf Umweltveränderungen Verhaltensänderungen, die wiederum das Überleben und den Fortpflanzungserfolg von Individuen beeinflussen können. Amphibien sind zuverlässige Indikatoren für die Gesundheit von Ökosystemen und daher ein hervorragendes Modell, um vom Menschen verursachte Umwelteinflüsse zu untersuchen. In diesem Projekt wollen wir die Auswirkungen von Habitatveränderungen auf das Sozialverhalten des stark gefährdeten Giftfrosches Oophaga lehmanni untersuchen, einer endemischen Art aus einem Biodiversitäts-Hotspot in der Pazifikregion Kolumbiens, einer Region mit alarmierend hohen Entwaldungsraten. Wir werden den Grad der Habitatveränderung dieser Art charakterisieren und dann die Auswirkungen dieser Veränderungen auf ihre Raumnutzung, Rufe und aggressives Verhalten bewerten. Wir prognostizieren, dass Individuen in stärker veränderten Gebieten (1) niedrigere oder weniger exponierte Sitzwarten nutzen und eine schlechtere körperliche Verfassung aufweisen; und (2) eine geringere Rufaktivität und stärkere Verhaltensreaktionen zeigen. Die Identifizierung von Verhaltensreaktionen in veränderten Ökosystemen wird die Entwicklung erfolgreicher Naturschutzrichtlinien ermöglichen und die Aufklärung der lokalen Bevölkerung fördern, die zu erfolgreichen Hütern der Tierwelt in ihrer Umgebung werden kann.
Oophaga lehmanni
Do changes in their home make males grumpier? Impacts of habitat alteration on the social behaviour of a critically endangered poison frog
Our world is currently undergoing unprecedented human-driven changes at a global scale, with dramatic impacts on wildlife. Often, animals’ first responses to environmental change are changes in behaviour, which can in turn influence the individuals’ survival and reproductive success. Amphibians are reliable indicators of ecosystem health and are thus an excellent model to study human-induced environmental impact. Here, we aim to investigate the impact of habitat alteration on the social behaviour of the critically endangered poison frog Oophaga lehmanni, an endemic species from a biodiversity hotspot in the pacific region of Colombia, a region with alarming rates of deforestation. We will characterize the degree of transformation of this species’ habitat and will then assess the impacts of said transformation on its the space use, calling activity and aggressive behaviour. We predict that individuals in more transformed areas (1) will use lower or less exposed perches and will have a lower body condition; and (2) will have reduced calling activity and stronger behavioural responses. The identification of behavioural responses in altered ecosystems will allow for the formulation of successful conservation policies and for the education of the local community, which can become successful guardians of the wildlife occurring in their surroundings.
1Department of Interdisciplinary Life Sciences, Konrad Lorenz Institute of Ethology, University of Veterinary Medicine Vienna, Savoyenstraße 1, 1160, Vienna, Austria;
2Department of Biology, Universidad Distrital Francisco Jose de Caldas, Bogota, Colombia
Kooperationspartner
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